Hegel, Freud und Buddha

Kurzgeschichten

A
In der Berliner U-Bahn

U-Bahn-Esser

Die nette Motzverkäferin

Damenwahl

Die spitzen Schuhe

B
Im menschlichen Körper

Die tierischen Energiespeicher

Die Post des Körpers

C
Biograhisches

Der Auftritt

Der Maikäfer

D
Zur Zivilisation

Die Bedeutung des Nuckels

 

Hegel, Freud und Buddha

Rudi Zimmerman

Zusammenfassung

Das ICH als reine Idee ist als geistige Einheit im Sinne Hegels die Antithese zur materiellen Welt jedes Subjekts, das zusammen mit den ICHs der anderen Menschen in seiner Summe den Weltgeist bildet. Dieser Weltgeist ist vergleichbar mit dem Nirwana Buddhas. Während jedoch in der buddhistischen Meditation eine Vereinigung des individuellen ICHs mit dem Weltgeist im Zustand der Versenkung angestrebt wird, ist für Hegel die Materialisierung des Weltgeistes in realer Form das Ziel der Geschichte der Menschheit (Interpretation von Marx). Für Freund ist ads ICH eine geistige Instanz, die über keine eigene Energie verfügt und lediglich zwischen den biologischen Naturkräften und den Ansprüchen der Gesellschaft vermittelt. Ziel ist die optimale Triebentfaltung unter den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen im diesseitigen Arbeits- und Liebeslebens. Dabei wird die schöpferische Funktion des Ichs übersehen. Die PhilS (Philosophie lebender Systeme) sieht das ICH zunächst als Schöpfer der Wahrnehmungen, ist hier konstruktivistisch. Seine wesentliche Funktion ist jedoch die nachfolgende aktive Umwandlung der Realität im Sinne der Materialisierung des Weltgeistes im Sinne Hegels.


 

Hegel definiert das ICH als geistige Einheit, die eine Antithese oder eine Negation der materiellen Welt darstellt. Das ICH ist reine Idee, der der jeweils zu ihm gehörige lebende Körper als Gegen-Stand zugehört, ohne den es im Reich der Materie nicht handeln kann. Dieses ICH ist für Hegel ein Teil des Weltgeistes, der sich in der Geschichte, der Evolution (ein Begriff, den Hegel noch nicht kannte) und in der Zivilisation (der Fortsetzung der Evolution im Menschenreich nach Erkenntnis der Philosophie lebender Systeme) entfaltet. Buddha hatte eine analoge Vorstellung des ICHs als Teil eines weltumspannenden Geistes, der in verschiedenen lebenden Systemen der Ordnungshöhe Individuum wiedergeboren wird. Allerdings sei nach dieser Vorstellung das individuelle ICH an den lebenden Körper gebunden und sei bestrebt, sich durch Distanzierung von leiblichen Begierden mit dem Alleinen Geist, dem von Hegel so bezeichneten Weltgeist, im Nirwana zu vereinigen.

Während also Buddha (und der Buddhismus) eine Vereinigung des individuellen Geistes mit dem Weltgeist im Jenseitigen – im Reich des Geistes, wie die Philosophie lebender Systeme sagt - anstrebt, und vom Individuum dafür eine Bemühung fordert, ist für Hegel das Diesseits des Materiellen eine Realisierung des Weltgeistes, die sich im Lauf der Geschichte, der Zivilisation, immer weiter vervollkommnet. Diese immer weitere Vervollkommnung geschieht in fortwährender Negation und Negation der Negation des Bestehenden. In dieser Vorstellung ist nicht das Individuum die handelnde Einheit, wie im Buddhismus, sondern der Staat bzw. die Staaten als jeweils teilweise Verkörperung des Weltgeistes, die im Wettbewerb miteinander durch Bildung immer neuer Antithesen, die sich mit der historischen These zu immer neuer Synthese vereinigen, schließlich zur vollständigen Verwirklichung des Weltgeistes im Tatsächlichen führen.

Auch Freud definiert das ICH als etwas Geistiges, nämlich als Instanz des Individuums, die die Interessen des Materiellen mit seinen Triebvorgaben, nämlich des ES, und die gesellschaftlichen Handlungsvorschriften, die im Individuum die Instanz des ÜBER-ICH bilden, auszugleichen hat. Das ICH hat hier eine Vermittlungsaufgabe, deren Ziel allerdings nicht außerhalb des ICHs – etwa in einer Vereinigung mit anderen geistigen Einheiten im Nirwana oder in der Förderung der Realisierung des Weltgeistes im materiellen Diesseits, liegt, sondern im Individuum selbst. Das Ziel liegt in der Optimierung des individuellen Glücks im Rahmen der bestehen realen gesellschaftlichen Möglichkeiten, in der Ersetzung des „Lustprinzips“ durch das „Realitätsprinzip“ oder, anders formuliert, in der Herstellung der Arbeits- und Genussfähigkeit als Ziel therapeutischen Eingreifens. Hier ist Freud Arzt und somit Diener des leidenden Individuums. Philosophisch betrachtet könnte er als Vertreter des Hedonismus (Eudämonie) betrachtet werden, der auf Aristippos, Sokrates und Aristoteles zurückgeht.

Die Wissenschaft Lebender Systeme (=WLS) betrachtet das ICH ebenfalls als Geistiges, nämlich als geistigen Kern des lebenden Systems Mensch. Als solcher ist das ICH der Schöpfer der Wahrnehmungen. Es ist, wie im Buddhismus, bei Hegel und Freud, an den materiellen lebenden Körper gebunden und von dessen Funktionieren abhängig. Der lebende Körper steht ihm als Werkzeug für seine Selbstentfaltung im materiellen Diesseits zur Verfügung. aber dieser Körper wird auch von individuellen materiellen Bedürfnissen, den Bedürfnissen der Selbsterhaltung (Sauerstoff- und Nährstoffhunger), und den übergeordneten Bedürfnissen nach Selbsterhaltung und Selbstentfaltung des lebenden Systems höherer Ordnung, dessen Element er ist, bestimmt. Dies ist das Bedürfnis der Art nach Ausbreitung durch Vermehrung der genetisch gespeicherten Ideen, das sich im Sexualtrieb realisiert, sowie das Interesse der Gesellschaft (und das ihrer Organisationsform, des Staats) nach ihrer Selbsterhaltung und Selbstentfaltung. Hier hält die PhilS die Vorstellung des Über-ICHS (Freund) für angebracht, das die Repräsentanz dieser übergeordneten Interessen im Individuum darstellt. Das ICH hat insbesondere die Fähigkeit, die von den verschiedenen Sinnesorganen im Hirn eintreffenden elektro-chemischen Impulse je nach Herkunft in Bilder und Filme (wenn sie aus dem Auge kommen), Geräusche und Töne, wenn sie aus dem Ohr kommen oder in Gerüche, wenn sie aus der Nase kommen usw. umzuwandeln. Das ICH ist der Schöpfer dieser Wahrnehmungen im Reich des Geistes, die keinerlei materiellen Raum einnehmen, also der Konstrukteur der Realität im Sinne des Konstruktivismus. Das ICH ist weiterhin Schöpfer von Ideen, Hypothesen und Theorie und der Dominator des lebenden Systems, der in jedem Moment über die Bewegungsrichtung des lebenden Systems entscheidet. Aus Sicht des ICHs ist es gleichgültig, ob ein Organ seines Körpers lebt oder leblos ist, wesentlich ist, ob dieses Organ geeignet ist, seine Entscheidungen über die Bewegung des lebenden Systems in Realität umzusetzen. Ob eine Bewegungsentscheidung durch Muskelkraft oder mittels eines Autos durch körperextern (im Tank) gespeicherte Energie realisiert wird, ist eine nebensächliche Frage, so dass die „zusätzlichen Organe“ (Hans Hass) des Menschen von der PhilS als körpexterne Organe (Effektoren) aufgefasst werden, die seine Fähigkeiten erweitern.

Hier schließt sich der Kreis dieser Ausführungen, indem wir zurückkommen auf Hegel. Das ICH der Wissenschaftler und Erfinder ist der Schöpfer der Ideen und Hypothesen, die durch wissenschaftliche Versuche verifiziert oder falsifiert werden und im positive Fall von Ingenieuren und Handwerkern in materielle Realität transformiert werden. Diese Umsetzungen von Ideen in Realität sind konkrete Realisierungen des Hegelschen Weltgeistes mit Hilfe der Arbeitskraft und des Zeiteinsatzes der arbeitenden Menschen. Sie sterben auch nicht durch den Tod der Individuen aus. In den Werkzeugen, Kunstprodukten (Schmuck), Waffen und Technikprodukten der Menschen haben sich Ideen mit Hilfe der menschlichen Arbeitskraft realisiert und existieren unabhängig von der Existenz der konkreten lebenden Systeme, von denen sie geschaffen wurden, weiter. Die Vervielfältigung dieser Ideen in Fabriken (Produktionsstätten) und die Verbreitung dieser materialisierten Ideen über den Handel erfolgt im gegenwärtigen Stand der Geschichte allerdings nicht durch Staaten, sondern durch Fabriken, Konzerne usw., die global operieren und durch Transportorganisationen. Staaten haben lediglich noch Kontrollfunktionen, aber die handelnden Einheiten sind die Global organisierten Konzerne. Die Vorstellung Hegels, dass der Staat eine Realisierung des Weltgeistes darstellt, scheint überholt und sogar in Anbetracht der Entscheidungen von Staaten falsch. Die Entscheidungen von Staaten sind ethisch negativ, wenn man sich deren außenpolitisches konkretes Handeln vor Augen hält: sie verhalten sich als Interessenvertreter lediglich der Menschen, die in ihrer Sprach- Denk- Religions- und Wertegemeinschaft zusammengeschlossen sind und entscheiden daüber, gegen welches lebende System gleicher Organisationshöhe Krieg geführt wird. Damit treffen sie Entscheidungen über die Vernichtung menschlichen Lebens und Zerstörung der vom Menschen geschaffenen nichtlebenden Organe, die von Individuen und Gemeinschaften genutzt werden (Straßen, Schienenwege, Flughäfen, Fabriken,produktionsstätten usw.). Staaten treffen also Selektionsentscheidungen, die zum Überleben des „besser Angepassten“ lebenden Systems führen, während in den regionalen und globalen Produktionsstätten die Realisierung von Ideen weiter vorangetrieben wird.

Produktionsstätten und Staaten arbeiten sozusagen in der Entwicklung von Zivilisation genauso zusammen, wie im Bereich der Evolution lebender Systeme Überproduktion von Nachkommen und Selektion (Darwin) die Entwicklung von Eigenschaften und Fähigkeiten biologischer Systeme fördern. Die Entwicklung dieses geschichtlichen Vorgangs (der Zivilisation) ist also eine konkrete immer weitere Verbesserung von Eigenschaften und Fähigkeiten der lebenden Systeme auf dem Planeten Erde, die mit Hegel als tatsächliche Entfaltung des Weltgeistes beschrieben werden kann.

Rudi Zimmerman, Gesellschaftsanalytiker

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