5.4. Das geistige Eigentum
Vergleichbar mit der Tätigkeit der Gene, die sich ja langsam im Lauf der Zeit auch vermehren und verkomplizieren und Neues bilden, ist auch die geistige Erbschaft des Menschen. Hier komme ich zum Thema des Kapitels.
Das gesammelte geistige Erbe der Individuen Mensch steht heute jedem System Mensch, das lesen kann, zur Verfügung.
Während neue Erbinformation, die in Chromosomen gespeichert sind, immer nur an eine sehr begrenzte Anzahl von Individuen weitergegeben werden kann (nämlich an die leiblichen Kinder), kann neues Wissen an alle Menschen weitergegeben werden.
Dies beschleunigt die Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen so enorm. Das gesammelte Wissen gehört nicht mehr dem Individuum, auch nicht dem System Staat, sondern grundsätzlich dem System Menschheit.
Die Weitergabe von Wissen durch Sprache beschleunigt den Entfaltungsprozess der Menschheit. Gene sind im Vergleich dazu langsamer als langsam.
Wissenserweiterung durch Experimente und Wissensvermittlung durch Sprache machen genetische Selektion überflüssig.
Um es noch einmal zu wiederholen: das Schaffen von Neuem, das, was man als Weiterentwicklung bezeichnet, ist der Sinn der Evolution. Evolution ist nicht nur Speicherung von Erbinformation, sondern eben Entwicklung, also Veränderung oder Erweiterung von vererbbarer Information.
Evolution bekommt eine völlig neue Bedeutung bei der menschlichen Weitergabe von geistigem Erbe, bei der Weitergabe von Wissen durch Sprache. Die genetische Evolution wird durch das Individuum Mensch um die geistige Evolution erweitert.
Dem Individuum steht mehr geistige Erbinformation zur Verfügung, als es in seinem Gehirn speichern kann. Also ist das Individuum gezwungen, Information zu selektieren.
Das, was die Umwelt mit der genetisch gespeicherten Information macht, nämlich das Lebensfähige zu selektieren, macht der einzelne Mensch mit dem Wissen, das ihm angeboten wird. Er sucht sich das heraus, was für ihn interessant ist, er selektiert.
Rudi Zimmerman |