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Wertgeld und virtuelles Geld und der Geldfluss vom Werte schaffenden Menschen zum Nichtarbeiter
Rudi Zimmerman
Zusammenfassung
Das physikalisch vorhande Geld als Tauschmittel ist durch den bargeldlosen Zahlungsverkehr und die Zwangseinrichtung von Gehaltskonten nur noch in geringem Umfang existent, tatsächlich arbeiten Banken und Wirtschaft hauptsächlich mit virtuellem Geld, das aus Betragszahlen in Kombination mit Kontozahlen besteht. Dies hat die Banken zur sogenannten "Geldschöpfung" befähigt, indem der gleiche Kontozahlenbetrag mehrfach verliehen werden kann. Allerdings ist der Fluss von Zahlen vom Konto des arbeitenden und damit mehrwertschaffenden Individuums auf die Privatkonten von Spekulanten mit staatlicher Hilfe nicht mehr öffentlich überprüfbar, was einer Legalisierung des Bankraubs gleich kommt.
1. Die Schaffung von Wertgeld durch den arbeitenden Menschen und das Zwangsgirokonto
Die Investition von menschlichen Ideen, menschlicher Arbeitskraft und Zeit schafft durch Umwandlung von Materie Werte („Mehrwert“ in marxistischer Terminologie), die in Geld umgerechnet werden können. Diese in Geld umgerechnete vom Menschen investierte Zeit und geistige oder körperliche Arbeitskraft nenne ich Wertgeld. Wertgeld speichert somit menschliche Ideen (Denkarbeit) körperliche Arbeit (Muskelarbeit) und Zeit.
Wertgeld kann jederzeit als Zahlungsmittel verwendet werden.
Das Banksystem der Gegenwart hat mit Zustimmung der Politik zusätzlich das Zahlengeld (das virtuelle Geld, offiziell als Buchgeld bezeichnet) eingeführt, so dass der Werte schaffende Mensch, der Ideen, Arbeitskraft und Zeit investiert, gar kein Wertgeld als Zahlungsmittel (als Bargeld) in die Hand bekommt, sondern lediglich monatliches Zahlengeld auf einem Konto. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. An der Zahl auf dem Konto kann man nicht erkennen, ob es sich um virtuelles Geld oder um Wertgeld handelt. Durch Abheben des Geldes kann virtuelles Geld in Bargeld (Umlaufgeld) verwandelt werden, aber Zahlungen sind auch durch Überweisung des virtuellen Geldes von einem auf ein anderes Konto möglich.
Dieser gesetzliche Zwang, den arbeitenden Individuen den Gegenwert für ihre Arbeit nicht mehr als Wertgeld in die Hand zu geben, sondern dafür den Banken virtuelles Zahlengeld zur Verfügung zu stellen, das die Individuen bei Bedarf in Wertgeld umtauschen können, ermächtigt die Banken, über das nicht in Wertgeld („Bargeld“) umgetauschte virtuelle Zahlengeld zu verfügen, ohne dem Eigentümer dafür einen Zins zu zahlen (das sogenannte „Girokonto“).
Der Trick an dieser Einführung des virtuellen Zahlengeldes und der Zwangsgirokonten liegt darin, dass der Eigentümer der Werte, die geschaffen wurden, nämlich der geistig oder körperlich arbeitende Mensch, den geschaffenen Wert nicht zum Überleben, nämlich zur Nahrungsbeschaffung benötigt, weil er eine Kreditkarte zum Einkaufen zur Verfügung gestellt bekommt. Die Verfügungsgewalt über das Wertgeld verbleibt somit bei der Bank, weil der Schöpfer des Wertes, das im Wertgeld steckt, zur Erhaltung seiner Arbeitskraft gar kein Bargeld (Tauschgeld) mehr benötigt. Zur Selbsterhaltung (Ernährung) und auch zur Selbstentfaltung, also zur Anschaffung von Eigentum oder Finanzierung von Genuss, benötigt das Individuum lediglich noch virtuelles Geld auf einem Konto. Der Gewinn der Banken, den sie durch diese Gesetzgebung erlangt haben, liegt darin, dass dem arbeitenden Individuum, das Zeit, Muskelkraft oder Geisteskraft investiert, einmal im Monat dafür ein virtueller Zahlengeldbetrag auf seinem Girokonto gutgeschrieben wird, während die Bank damit täglich Gewinne erwirtschaftet, ohne den Eigentümer der geschaffenen Werte an diesem Gewinn zu beteiligen. Für das gewährte Zwangsdarlehen zahlt die Bank dem Eigentümer dieser Zahlen keinen Zins.
Nur die Banken haben die Übersicht über das virtuelle Zahlengeld und wissen daher, wie viel dieses Zahlengeldes von seinen Eigentümern insgesamt monatlich auf andere Konten transferiert oder in Wertgeld umgetauscht wird, um ihren Lebensunterhalt (von Marx „Reproduktion der Arbeitskraft“ genannt) und ihre Entfaltungsbedürfnisse zu bezahlen, und wie viel dieses Zahlenbetrages insgesamt auf den Konten verbleibt, nicht abgerufen wird und somit der Bank auf Dauer zur Verfügung steht. Diese Wissen verschafft der Bank Macht – was selbstverständlich vom Gesetzgeber gewollt ist.
Wenn einzelne Konteninhaber einmal mehr virtuelles Zahlengeld in Wertgeld bzw. „Tauschgeld“ oder Bargeld verwandeln (z.B. abheben) oder auf andere Konten dieser Bank, die anderen Individuen oder Firmen gehören, überweisen und ein Minus (Fehlbetrag oder Minuszahl) auf dem Konto des Einzelnen entsteht, erhebt die Bank für diesen sogenannten „Überziehungskredit“ Zinsen, derzeit etwa rund 10% (eher mehr). Dies bedeutet, dass die Bank, selbst wenn sie selbst insgesamt in der Summe der verwalteten Konten gar kein Defizit hat, durch derartige vorübergehende Überziehungen einzelner Konten zusätzliches Wertgeld gewinnt. Der Bankkunde erhält in diesem Fall nämlich nicht den gesamten Gegenwert seiner Arbeit als Zahlengeld gutgeschrieben, sondern die Bank erhält einen Teil des von ihm geschaffenen Wertes. Der Bankkunde arbeitet somit nicht mehr nur für seinen Lebensunterhalt und die Finanzierung seines Genusses, sondern zusätzlich für die Bank.
2. Die Tätigkeit der Banken
Die Banken „arbeiten“ mit diesem virtuellem Zahlengeld und dem Zahlengeld, das die Bankkunden der Bank auf ihren Sparkonten zur Verfügung stellen.
Diese Tätigkeit der Banken findet auf zweierlei Weise statt, erstens durch Vergabe von Krediten (Darlehen) und zweitens durch Verkauf von Risikopaketen.
2.1. Die Geldschöpfung durch Kreditvergabe
Die Kreditvergabe an Einzel- oder Geschäftskunden ist die ursprüngliche Tätigkeit der Banken, die ihren wirtschaftlichen Sinn begründet.
Hierbei wird dem Kunden ein sehr großer Zahlengeldbetrag zur Verfügung gestellt, den dieser zur Schaffung von Werten verwendet. Der Kunde will eine Idee, ein Vorhaben oder einen Wunsch „realisieren“. Dies bedeutet in philosophischer Betrachtungsweise, dass etwas Geistiges, nämlich eine „Idee“ oder ein „Plan“ (eine viele Ideen umfassende Vorstellung von der Zukunft) oder ein „Vorhaben“ oder ähnliches „materialisiert“ wird. Es wird etwas Geistiges in Materie verwandelt. Wo vorher nichts war außer Natur, entsteht beispielsweise ein Haus auf einem Grundstück oder eine Fabrik zur Herstellung einer Ware. Diese Umgestaltung der Materie entsprechend einer menschlichen Zukunftsvorstellung benötigt neben dieser Vorstellung (also des Geistigen), menschliche körperliche Arbeitskraft (der Arbeiter), geistige Arbeitskraft (der Architekten, Planer) und Zeit. Dabei steckt in den verwendeten Werkzeugen, Maschinen und Materialien zusätzlich vor allem geistige, aber auch körperliche Arbeit vergangener Generationen von Menschen. Die Materieumwandlung beginnt nicht in der Stunde Null, sondern es werden Materialien verwendet, die aus natürlicher Materie hergestellt sind, die jedoch entsprechend menschlichen Erfindergeistes anders zusammengesetzt worden ist (Ziegelsteine, Eisen, verarbeitetes Holz usw.). Im Prinzip wird jedoch stets vorhandene Materie anders zusammengesetzt. Der Mensch kann Materie nicht aus dem Nichts erschaffen, aber er kann ihre Teile (Atome, Moleküle) anders kombinieren und die so geschaffenen Materialien nach seinen Ideen und Vorstellungen zu einem Wohnhaus oder einem anderen Gebäude, zu Werkzeug, Maschinen und anderem zusammensetzen.
Dies ist eine Umwandlung von Geistigem in Materielles, eine Realisierung oder Materialisierung von Ideen.
Es handelt sich also bei den von der Bank finanzierten Vorhaben in der Regel um eine derartige Unwandlung von Ideen in Materieänderung, die Zeit sowie geistige und körperliche Energie benötigt. Die Menschen, die diese körperliche und geistige Energie und ihre Zeit investieren, werden dafür bezahlt, sie erhalten im derzeitigen Banksystem dafür allerdings kein Wertgeld, sondern die monatlichen virtuellen Zahlen auf ihrem Konto.
Im Prinzip wandern also Zahlen von „der Bank“ auf das Konto des Kreditnehmers (eventuell bei der gleichen Bank) und werden von dort auf die Konten der Lieferanten und Arbeiter (eventuell bei der gleichen Bank) verteilt. Befänden sich alle Konten auf einer Bank, handelte es sich dabei lediglich um die Verteilung von Zahlen innerhalb dieser Bank. Da sich alle Banken einig sind, Überweisungen erst am Tagesende zu vollziehen und dabei die gegenseitigen Überweisungen lediglich zu verrechnen und nicht konkret durchzuführen, was ja auch sinnvoll ist, können grundsätzlich alle Banken gedanklich zu einer Bank zusammengefasst werden. Deshalb spreche ich von „der Bank“ als Summe der Banken.
Mit anderen Worten: der größte Teil des vergeben Kredits verlässt „die Bank“ (das Bankensystem) gar nicht real, physikalisch, sondern wird lediglich auf die Konten verschiedener Bankkunden verteilt, die als Lieferanten, Architekten, Arbeiter verschiedener „Gewerke“ oder Zulieferfirmen von Bauteilen tätig sind. Der Kreditnehmer selbst bekommt praktisch gar kein Bargeld (Tauschgeld) in die Hand. Lediglich im Falle von sogenannter „Schwarzarbeit“ ist im gegenwärtigen Bankensystem noch Bargeld erforderlich. Der größte Teil der Zahlen, des virtuellen Geldes, das auf die einzelnen Konten der verschienen Firmen und Arbeiter verteilt wird, wird übrigens sofort weiterverteilt an den Staat (als „Lohnsteuer“ oder „Einkommenssteuer“), an Versicherungen („Arbeitslosenversicherung“, „Krankenversicherung“, „Rentenversicherung“), an Eigentümer von Wohnungen („Miete“) und an Einkaufscenter oder Versandhäuser, bei denen die Werte schaffende Bevölkerung mit Kreditkarte eingekauft hat. Nur ein sehr kleiner Teil der positiven Zahlen (des virtuellenGeldes) auf der Bank wird insgesamt überhaupt als Bargeld an die Besitzer der Bankkonten ausgezahlt und kommt als Tauschgeld in Umlauf.
Aus diesem Grund ist „die Bank“ auch in der Lage, das auf den Konten vorhandenen Zahlen (das virtuelle Geld) mehrfach als Kredit zu vergeben. In der Summe (der Giro- und Sparkonten) zahlt die Bank vielleicht 2% Zinsen an den Eigentümer des Zahlengeldes, bei einmaligem Verleih an Investoren, die die Umsetzung von Ideen in Materieänderung bezahlen, nimmt sie hingegen mindestens 5% Zinsen, daraus werden bei zehnmaligem Verleih des gleichen Zahlengeldes jedoch schon 50%. Die konkreten Beträge ändern sich von Zeit zu Zeit. Der wesentliche Gewinnfaktor „der Bank“ entsteht jedoch durch den mehrmaligen Verleih des gleichen Zahlengeldbetrages zur gleichen Zeit. Wird dieser Betrag 100mal verliehen, kann „die Bank“ bei einem Zinssatz von 5% daher 500% des Zahlengeldes als Gewinn verbuchen.
Dies nennen die Finanzwissenschaftler „Geldschöpfung“.
Der eigentliche „Schöpfer“ des Geldes sind selbstverständlich die Menschen, die durch ihre Ideen und Muskelkraft Werte schaffen, aber dadurch, dass mit Hilfe des gleichen Zahlengeldes, das auf „der Bank“ verbleibt, mehrere derartiger Projekte finanziert werden können, wird mit der gleichen tatsächlichen Geldmenge ein Vielfaches an Mehrwert (Marx) geschaffen.
Da dieser Mehrwert jedoch als „Zins“ (bei 100facher Verleihung und 5% Zins also 500%) bei „der Bank“ verbleibt, von dem nur etwa 2% als Zins an den Bankkunden weitergegeben wird, erzielt „die Bank“ natürlich einen beträchtlichen Überschuss (in diesem Beispiel 498%), die „Wertschöpfung“.
Die Bank muss davon ihre Mitarbeiter und den Unterhalt ihrer Gebäude bezahlen.
Nun zum zweiten Geschäft der Banken.
2.2. Die Erfindung von Bankprodukten, sogenannten „Paketen“
Durch Vergabe von Krediten nimmt „die Bank“ wie gezeigt, sehr viel Geld ein. Daher bezeichnet die Bank auch die Vergabe von Krediten als „Aktiva“ und die Rückzahlung als „Passiva“. Den Gewinn erzielt sie durch die mehrfache Vergabe des gleichen Zahlengeldes und den dadurch erzielten horrenden Zins, an der Rückzahlung der Kredite ist sie an sich gar nicht interessiert, weil der getilgte Kredit keine Einnahmen mehr verschafft.
Sie erzielt durch diese „Wertschöpfung“ einen enormen Überschuss, mit dem sie nun Geschäfte machen kann.
Es wird kein Geld „geschöpft“, sondern geschöpftes Geld wird durch „Geschäfte“ (Käufe und Verkäufe von Bankprodukten) umverteilt. Es handelt sich bei diesem Handel also spieltheoretisch um ein „Nullsummenspiel“. was der eine gewinnt, verliert irgendein anderer.
Bezogen auf handelnde Banken heiß das, dass „die Bank“, also die Summe der gedanklich zusammengefassten Banken, sich bei diesem Handel wieder auseinanderdividieren und in Konkurrenz treten. Es kann somit nun nicht mehr von „der Bank“ gesprochen werden.
Die verschiedenen Banken treten also bei den Handelsgeschäften der Banken in Konkurrenz miteinander. Bei diesem Handel geht es nicht um Teilhabe an Gewinnen von Aktienfirmen, es handelt sich nicht um Kursgewinne oder –verluste durch Aktienkauf und –verkauf, denn hierbei beteiligt sich der Käufer einer Aktie an der Herstellung neuer Materie durch Verwendung von Ideen und Zeit, also an der Schaffung von Werten (oder deren Vernichtung, wenn die Produkte nicht gekauft werden, also nicht verwendet werden. Beim Handel der Banken geht es um den Kauf und Verkauf von Risiken, also unterschiedliche Einschätzungen über die Rückzahlung von Krediten.
Bei der Vergabe von Krediten übernimmt die zahlengebende Bank das Risiko, dass sie den Kredit ganz oder teilweise nicht zurückerhält. Der Kredit ist zwar ein „Aktivum“ und deren Rückzahlung ein „Passivum“ in der (Bankensprache), und der Gewinn liegt nicht in der Rückzahlung des mehrfach vergebenen Kredits, sondern auch in der Mehrfachzahlung der Zinsen. Aber es besteht das Risiko, dass die Zinsen nicht bezahlt werden können und das Risiko der Nichtrückzahlung eines Kredits. Da das Zahlengeld mehrfach als Kredit vergeben wird, also bei verliehenen 100 Euro und 100facher Vergabe dieses Zahlenwerts am Ende 10.000 Euro zurückgezahlt werden, kann die Nichtrückzahlung des Kredits als erstes Risiko und die Nichtzahlung der Zinsen als zweites Risiko betrachtet werden, die einzelne Bank trägt also doppeltes Risiko und versucht nun, mit Hilfe des Handels mit Bankprodukten, natürlich mit Einverständnis der Politik, zusätzlich Geld zu „verdienen“.
Fallbeispiel
Eine Bank gibt einem Unternehmer einen Kredit, der damit eine Fabrik zur Produktion einer neuen Ware errichtet. Die Menschen, die die Fabrik geplant und errichtet haben, haben von diesem Kredit ihren Lohn erhalten. Das Zahlengeld ist von dem Konto des Unternehmers bei der Bank auf die Konten der Menschen transferiert worden, die einen Wert (die Fabrik) geschaffen haben. Nun beginnt die Produktion unter Verwendung der Fabrikmaschinen, der Fabrikarbeiter, von Material und Zeit. Arbeitskraft und Zeit „fließen“ in die neuen Waren (Ideen, Zeit und Energie ist materialisiert worden) und als Äquivalent für diese Materialisierung fließt Zahlengeld vom Bankkonto des Unternehmers auf die Konten der Zulieferer und Fabrikarbeiter. Die Waren werden gegen Umlaufgeld oder Zahlengeld verkauft, so dass die neu geschaffenen Werte die Materialisierung von Ideen, Zeit und Arbeitskraft – sich in Wertgeld verwandelt und als Zins und Tilgung zurück an die Bank gezahlt wird. Es sind Werte in Form von benötigten Waren geschaffen worden und die Bank hat damit Geld geschöpft. Die Konkurrenz (Selektionsprinzip) durch die Überproduktion von Waren führt jedoch gesetzmäßig dazu, dass insgesamt nicht alle Waren aller Hersteller gekauft werden. Die Waren auf „dem Markt“ sind sozusagen zur Selektion durch den Käufer freigegeben, der darüber entscheidet, welche Waren er erwirbt, also selektiert. Gehört unser Hersteller zu denen, dessen Waren nicht positiv selektiert werden, hat er zwar Werte geschaffen, kann diese jedoch nicht in Geld zurückverwandeln, geht pleite und kann den Kredit oder die Zinsen nicht an die Bank zurückzahlen. Die Geldschöpfung der Bank ist fehlgeschlagen, der Kunde (Kreditnehmer) hinterlässt Negativzahlen.
Eine Bank kann also auf einem Kredit sitzen bleiben, dessen Kreditnehmer keine Zinsen zahlen kann und den Kredit nicht tilgt. Dass derartiges passiert, liegt in der Natur der Sache, es ist gesetzmäßige Folge des Darwinschen Evolutionsprinzips „Überproduktion und Selektion“, das der kapitalistische Markt im Rahmen der Zivilisation fortführt. Wenn die Bank ihr Zahlengeld auf den Girokonten der Arbeiter und Sparer 10 mal verborgt hat, darf dies sogar 9mal passieren, ohne dass die Bank leidet, denn sie schöpft lediglich weniger Geld. Hat sie es 100 mal verborgt, darf ein Kredit 99 mal nicht zur Geldschöpfung führen, ohne dass negative Zahlen bei die Bank verbleiben. Diese nichtrealisierten Wertschöfpungen werden „abgeschrieben“. Dieser Bank gefällt das jedoch nicht und so sinnen ihre Manager darüber nach, wie mit derartiger fehlgeschlagener Geldschöpfung dennoch ein Gewinn zu machen ist. Das Ergebnis sind sogenannte „Bankprodukte“, „Pakete“, die die Bank mit dem Ziel „schnürt“, die Käufer dieser Bankprodukte an der nicht realisierten Geldschöpfung zu beteiligen (z.B sogenannte CDS). Ansprüche auf Kreditrückzahlungen geben der Bank immerhin das Recht, diese Schulden einzutreiben, wobei ihm der Staat mit seinen Gesetzen hilft. Der Schuldner könnte möglicherweise durch den Verkauf anderer Produkte (Waren) bzw. die Herstellung und den Verkauf anderer Werte doch wieder in den Besitz von positivem virtuellen Geld (Zahlengeld) gelangen, auf das dann der Käufer dieses Bankprodukts einen Ansprüch hätte. Ohne hier also die Namen der verschiedenen Pakete, die Banken zum Verkauf schnüren, zu kennen oder zu erwähnen, ist an sich klar, worum es dabei geht: es geht immer darum, die Zahlungsunfähigkeit der Kreditnehmer zu verschleiern und beim Käufer dieser Produkte den Eindruck zu erwecken, er könne irgendwann auf irgendwelche Weise mit seinen Mitteln die erworbenen Ansprüche auf Zinszahlungen oder Kreditrückzahlungen realisieren und somit mehr Zahlengeld zurückerhalten als er durch den Kauf des Pakets bezahlt hat. Es geht darum, den Erwerber dieser Pakete über die Risiken und Chancen zu täuschen. Die Bank als Inhaber der Rückzahlungsansprüche verkauft diese Pakete ja deshalb, weil sie das Verlustrisiko selbst als hoch einschätzt und muss dem Käufer dieser Produkte das Gegenteil der eigenen Überzeugung vermitteln, nämlich dass hier doch ein Gewinn zu machen ist.
Folge des Verkaufs derartiger Bankprodukte ist die Streuung des Risikos, dass keine Zinsen und keine Tilgung gezahlt wird. Derartige Bankprodukte, die aus fehlgeschlagener Schaffung von Werten entspringen, verteilen den Verlust über den gesamten Erdball (Globalisierung), selbst deutsche Landesbanken, deren Aufgabe in der Unterstützung der regionalen Wirtschaft besteht, kaufen sich derartige Risiken in der vagen Hoffnung, damit doch einen Gewinn zu machen.
Die für derartige Kaufentscheidungen zuständigen Bankmitarbeiter interessieren sich vermutlich auch nicht wirklich für die Risiken derartiger Bankprodukte, weil sie nicht für korrekte Risikobewertung bezahlt werden, sondern für Umsatzzahlen. Sie erhalten ihre Boni unabhängig vom Erfolg derartiger Kaufentscheidungen und zahlen Verluste nicht mit einenem Zahlengeld.
Auf diese Weise ergibt sich der folgende Zahlen- und Wertfluss.
3. Der Zahlenfluss
Ausgangspunkt ist hierbei ein geschaffener Wert (eine Ware), die nicht verkauft wird. Es erfolgt keine Umwandlung der in der Ware gespeicherten Arbeitskraft und Arbeitszeit in Geld. Die Bank hat somit Ansprüche (Aktiva), die jedoch nicht erfüllt werden.
Wird eine Ware verkauft, entsteht ein positiver Zahlenwert als Äquivalent für den Wert der Ware, nunmehr verbleibt ein negativer Zahlenwert bei der Bank. Durch Verkauf von Bankprodukten wird diese Negativzahl geteilt und an verschiedene andere Banken verkauft. Die Banken greifen auch deshalb zu, weil ein möglicher Verlust von einer Versicherung übernommen wird, der AIG (American International Group). Dass diese im Ernstfall gar nicht in der Lage ist, zu zahlen, überblicken die Banken wegen der Größe und Verzweigtheit dieses Konzerns nicht und lassen sich willig täuschen.
Wir betrachten nunmehr diese Banken denkerisch als eine riesige Bank und sprechen wieder von „der Bank“.
Für den Kauf diese umsatzsteigernden Negativzahlen erhalten die Bankmanager, die Manager der Versicherung „Boni“, Beratungsunternehmer, Wirtschaftsprüfer und Rating-Agenturen werden für ihre Falschangaben fürstlich bezahlt. dort können riesige Positivzahlen auf Privatkonten gutgeschrieben werden. Die Bank erzeugt also eine Negativzahl auf „ihrem“ Konto und im Gegenzug die gleiche Zahl als Positivzahl auf den Konten der Manager und Berater. Die Negativzahl auf dem Konto der Bank verändert ihre Bilanz in der Weise, dass der Staat eingreift und positive Zahlen aus den Konten der Steuerzahler hinzugibt, um die Bank zu retten und riesige Bürgschaften auf Kosten der Steuerzahler vergibt. Es werden also Wertgelder der arbeitenden Bevölkerung, die Äquivalent eines geschaffenen Ware sind, dafür eingesetzt, die riesigen Negativzahlen der Bank zu verringern, die durch den Kauf von Risikopaketen und Umwandlung von Banknegativzahlen in Positivzahlen der Bankmanager und Berater entstanden sind. Schnibben1 meint, die „vagabundierenden Billionen“ seien das Grundproblem, „der Kapitalismus habe eine Entwicklungsstufe erreicht, in der Geld mehr Ware als Zahlungsmittel geworden ist.“ Das stimmt nicht ganz, meine ich. Es geht gar nicht mehr ums Geld, sondern um Zahlen, die verschoben werden und den Gegenwert der geschaffenen Werte vom Konto der Schöpfer auf die Konten der Bankmanager und Berater wndern lassen. Die Positivzahlen der arbeitenden Bevölkerung sind also von deren Konten auf die Privatkonten der Bankmanager geflossen. Mit anderen Worten: der Gegenwert der geschaffenen Werte ist von den Konten von Arbeitern auf die Konten von Nichtarbeitern geflossen. Arbeit besteht in der Materieumwandlung (Schaffung neuartiger Materie) unter Energie- und Zeitaufwand. Diesen Aufwand geistiger und körperlicher Energie und den Zeitaufwand haben sich diejenigen angeeignet, die am Ende positive Zahlen auf ihren Bankkonten haben. Und das sind die „Banker“, die selbst gar keine Energie oder Zeit aufgewendet haben, um Materie umzuwandeln. Sie haben lediglich mit Zahlen gehandelt, haben jedoch riesige Positivzahlen auf ihren Konten, die sie jederzeit in Wertgeld umtauschen können.
Diesen Vorgang kann man auch als Legalisierung des Bankraubs durch Einführung des Zahlengeldes beschreiben. Der Bankräuber alter Zeit des Münzgeldes musste kiloweise Geldsäcke wegschleppen, was ja eine harte Arbeit war. Selbst die Posträuber der Moderne mussten tonnenweise Papiergeld wegtransportieren, was vor allen hohe geistige Anforderungen an die Logistik stellte. In der Jetztzeit des Zahlengeldes muss derjenige, der ohne Arbeit Wertgeld auf seinem Konto ansammeln will, eine Anstellung bei einer Bank finden und hohe Bonizahlungen für Umsatzsteigerungen aushandeln. Damit hat er im Vergleich zum Bankräuber eine Menge Energie gespart und auf sichere Weise mit staatlicher Unterstützung negatives Zahlengeld der Bank in positives Wertgeld auf seinem Konto verwandelt.
Rudi Zimmerman
1 Cordt Schnibben im SPIEGEL 20, 2009, S.106
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